Initial Coin Offerings

Finanzierungen durch ICOs eröffnen neue Möglichkeiten, bergen aber auch Risiken.

ICOs sind eine Form der Mittelbeschaffung durch einen öffentlichen Aufruf, zur Finanzierung  von Projekten.  Als Gegenleistung für die Beteiligung an der Finanzierung erhält der Teilnehmer digitale Token, die vom Initiator ausgegeben werden und die gegebenenfalls ihren Inhabern bestimmte Rechte einräumen. Diese Rechte werden vom Anbieter frei definiert und können verschiedene Formen annehmen, wie z.B. die Erbringung einer Dienstleistung, eine Beteiligung am Kapital des zu gründenden Unternehmens, das Recht auf einen Anteil an Gewinnen oder das Recht ein hergestelltes Produkt zu erhalten.

Die verwendete Technologie erlaubt es, die elektronische Adresse des Inhabers eines Tokens jederzeit zu identifizieren und zu verifizieren, im Prinzip ohne die Intervention eines Dritten. Token-Emissionen sind manchmal so strukturiert, dass sie auf spezialisierten Plattformen gehandelt werden können.

Der Prozess einer ICO

Im Allgemeinen wird die Einführung einer ICO durch die Veröffentlichung eines “Weißbuchs” und gegebenenfalls einer “Executive Summary” angekündigt. Das Weißbuch enthält im Allgemeinen eine mehr oder weniger detaillierte und kommerzielle Beschreibung der allgemeinen Bedingungen des Angebots, des Projekts, das zur Mittelbeschaffung führt, der Dauer des Angebots, des Mechanismus zur Zeichnung und Ausgabe der Token und der mit den ausgegebenen Token verbundenen Rechte. Die Öffentlichkeit kann sich während des im Angebot vordefinierten Zeitraums an der Finanzierung des Projekts beteiligen, indem sie gemäß den im Weißbuch beschriebenen Anforderungen Zahlungen an den Anbieter leistet. Zusätzlich zu Zahlungen in virtueller Währung akzeptieren die Projektinitiatoren zunehmend offizielle Währungen um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen.

Am Ende der Angebotsfrist werden Token erstellt und an die Teilnehmer verteilt. Diese Token können im Allgemeinen in elektronischen Brieftaschen aufbewahrt und so strukturiert werden, dass sie den Handel auf spezialisierten Plattformen ermöglichen. Einige Token berechtigen zur Erbringung einer Dienstleistung, zu Preisnachlässen auf bestimmte Dienstleistungen oder zum Erwerb von Produkten, während andere so strukturiert sind, dass sie ähnliche Rechte schaffen, wie die, die mit Aktien von Unternehmen verbunden sind.

Risiken im Zusammenhang mit ICOs

Mangelnder Schutz

Gegenwärtig gibt es weder auf nationaler noch auf europäischer Ebene spezifische Regelungen für ICOs. Investitionen in ICOs genießen keine Garantien oder einen sonstigen besonderen Schutz und sind hoch spekulativ.

Misserfolg des finanzierten Projekts

Von ICOs finanzierte Projekte befinden sich in der Regel in der Entwicklungsphase und basieren auf Geschäftsplänen, die nicht unabhängig bewertet wurden. Es gibt keine Garantie dafür, dass die Projekte umgesetzt werden können oder den erwarteten Erfolg erzielen. Infolgedessen ist es unmöglich vorherzusehen, ob die als Gegenleistung für die Beteiligung an der Finanzierung ausgegebenen Token einen Wert erzielen werden.

Verlust von Kapital

Das investierte Kapital ist nicht garantiert. Folglich kann das investierte Kapital je nach Marktentwicklung teilweise oder vollständig verloren gehen. Ebenso gibt es keine Garantie dafür, dass der Projektinitiator nach der öffentlichen Mittelbeschaffung tatsächlich in der Lage sein wird seinen vertraglichen Verpflichtungen nachzukommen. In diesem Zusammenhang könnten sich die den Token zugeteilten Rechte als wertlos erweisen.

Fluktuationen beim Wertzuwachs

Große Aufwärtsschwankungen von virtuellen Währungen innerhalb kurzer Zeit haben eine Welle der Euphorie ausgelöst die Investitionen durch ICOs begünstigt. Viele Teilnehmer hoffen, dass sich die Entwicklungen der Vergangenheit wiederholen, und dass der Wert ihrer Portfolios exponentiell steigen wird. Investoren sollten bedenken, dass vergangene Entwicklungen keine Garantie für die Zukunft sind, dass Schwankungen auch in die entgegengesetzte Richtung möglich sind, und dass sie Gefahr laufen, alles zu verlieren.

Gefahr des Diebstahls von Token

Spezialisierte Plattformen und Token-Speichersysteme können Sicherheitslücken aufweisen, die zu Risiken von Hacking und Diebstahl führen können.

Mangel an Liquidität

Die Möglichkeit des Handelns von Token auf dedizierten Plattformen hängt, sofern vorgesehen, von einer ausreichenden Liquidität ab, d.h. von einer ausreichenden Anzahl von im Umlauf befindlichen Token und vom Vorhandensein einer Nachfrage Dritter. Dies kann zur Folge haben, dass Inhaber von Token diese nicht oder nur zu ungünstigen Bedingungen weiterverkaufen können.

Volatilität

Token können extremen Preisschwankungen unterliegen und die Gefahr von Preisblasen bergen. Das über die Beteiligung am ICO oder über spezialisierte Dienstleister in Token investierte Kapital ist nicht garantiert und kann je nach Preisentwicklung teilweise oder ganz verloren gehen.

Betrug und Geldwäscherei

Der Mangel an Regulierung und Aufsicht zieht  Kriminelle an, die ICOs benutzen um Betrügereien zu begehen. So können ICOs auch Mittel zur Durchführung von Geldwäsche- oder Terrorismusfinanzierung sein.

Betriebsunterbrechungen

Die Technologien, die die Erstellung, Übertragung und Aufbewahrung von Token ermöglichen, sind besonders innovativ. Allerdings sind die Anleger der Gefahr dauerhafter oder vorübergehender Systemunterbrechungen, von Hackingversuchen, von Problemen im Zusammenhang mit Aktivitätsspitzen usw. ausgesetzt, was zu einer Nichtverfügbarkeit der Token führen kann.

Irreführende Informationen, mangelnde Transparenz und Gefahr der Kursmanipulation

„Weißbücher” sind keine Dokumente, die besonderen Vorschriften unterliegen, und können unvollständige oder sogar irreführende Informationen über die Beschreibung des finanzierten Projekts und seines wirtschaftlichen Potenzials, die geltenden Bedingungen oder die mit den ausgegebenen Token und den erhobenen Gebühren verbundenen Rechte enthalten. Durch das Fehlen einer behördlichen Aufsicht unterliegen, die vom Bieter im Weißbuch offen gelegten Informationen, keiner Kontrolle oder Überprüfung und können gegebenenfalls fehlerhaft sein. Das Nichtvorhandensein wichtiger Informationen wie zum Beispiel über die Menge der ausgegebenen Token, wird es einem Investor nicht ermöglichen, sich eine Vorstellung vom Wert oder der möglichen Liquidität der Token zu machen. Auch Wertmanipulationen beim Handel auf spezialisierten Plattformen sind nicht auszuschließen.

Investition nicht für alle Investoren und Ziele geeignet

Die mit Investitionen über ICOs verbundenen Risiken bedeuten, dass sie für die meisten Verbraucher nicht geeignet sind und sich nicht für langfristige Projekte wie Pensionspläne eignen.

Ratschläge für interessierten Anleger

  • Interessierten Anlegern wird zu äußerster Vorsicht geraten. Zur Gewährleistung der Seriosität und Solidität des Bieters, sollten sie Nachforschungen über diesen anstellen, insbesondere hinsichtlich des Sitzes, der Rechtsform, der Gründungsurkunde, des Kapitals und der am Projekt beteiligten Personen, einschließlich der Person und des Herkunftslandes des Kontos, auf das die Beträge in Fremdwährung oder virtueller Währung eingezahlt werden sollen. Wenn der Initiator eine juristische Person nach luxemburgischem Recht ist, können einige dieser Informationen auf der Website des luxemburgischen Handels- und Gesellschaftsregisters (www.rcsl.lu) eingesehen werden.
  • Für den Fall, dass eine Zulassung in den Werbeschriften oder auf der Website eines Anbieters erwähnt wird, sollte  die Website der Aufsichtsbehörde des Herkunftslandes des Anbieters konsultiert werden,  um zu überprüfen, ob der Anbieter tatsächlich lizenziert ist, und wenn ja, welchen Umfang diese Lizenzierung hat, d.h. welche Dienste überwacht werden. Auch sollte überprüft werden, ob die Aufsichtsbehörde bereits eine Warnung an die Öffentlichkeit bezüglich der Aktivitäten des betreffenden Anbieters ausgesprochen hat.
  • Darüber hinaus sollte der Anleger sicherstellen, dass er die mit dem Projekt verbundenen Risiken und die Erträge seiner Investition vollständig verstanden hat, bevor er eine Investition tätigt. Im Zweifelsfall soll der interessierte Anleger, Fragen an den Anbieter stellen und die erhaltenen Antworten mit unabhängigen Quellen überprüfen.

Auf keinen Fall sollte Geld investiert werden, dessen Verlust man sich nicht leisten kann.