Die Konferenz “Herausforderungen für die allgemeine Finanzbildung im 21. Jahrhundert“

Am 24. März 2023 veranstaltete die Fondation ABBL pour l’éducation financière gemeinsam mit der CSSF eine Konferenz zu den aktuellen Herausforderungen und Aufgaben im Bereich der Finanzbildung.

Die Fondation ABBL pour l’éducation financière und die Commission de Surveillance du Secteur Financier (CSSF) veranstalteten eine Konferenz, die sich mit den Herausforderungen der Finanzbildung im 21. Jahrhundert befasste. Die Veranstaltung fand in Anwesenheit von Finanzministerin Yuriko Backes statt. Bei dieser Gelegenheit wurden die Ergebnisse einer Studie über die Kenntnisse, Verhaltensweisen und Einstellungen der in Luxemburg ansässigen Personen in Bezug auf Finanzfragen vorgestellt. Auch wurde die Bedeutung einer nationalen Strategie zur Vermittlung von Finanzwissen hervorgehoben, welche die wirtschaftlichen und finanziellen Entwicklungen der letzten Jahre Rechnung trägt. Darüber hinaus wurde eine Reihe von Lernalternativen für die Verwaltung der persönlichen Finanzen vorgestellt.

Ein Thema, das mehr denn je aktuell ist

“Jerry Grbic, Vorsitzender der Fondation ABBL pour l’éducation financière, betonte in seiner Einführung zur Konferenz: “Die Herausforderungen im Bereich der Finanzbildung sind heute größer als vor zehn Jahren und sogar noch größer als vor einem Jahr.“ Die richtigen Reflexe im täglichen Umgang mit Geld waren schon immer wichtig, und sie werden durch verschiedene Phänomene noch wichtiger.

Die Digitalisierung hat Finanzgeschäfte paradoxerweise einfacher und schneller, für manche aber auch komplexer gemacht und setzt uns verschiedenen Risiken aus, wie z. B. finanzielle Ausgrenzung, Online-Betrug oder übermäßiger Konsum.

Wir erleben das Ende der Ära des “leichten Geldes”, d. h. der Ära mit Zinssätzen nahe Null oder sogar negativer Zinssätze, die zu extrem günstigen Krediten für Kreditnehmer oder auch zu einem übermäßigen Konsum führen.

Gleichzeitig hat die COVID-19-Krise eine Entwicklung beschleunigt, die die Kluft zwischen den reichsten und den ärmsten Mitgliedern unserer Gesellschaft vergrößert, und das bei steigenden Zinssätzen, Energiepreisen, Rohstoffpreisen und Preisen für Güter des täglichen Bedarfs. Es besteht die reale Gefahr, dass die finanziellen Schwierigkeiten der am stärksten gefährdeten Haushalte zunehmen. Diese werden noch größere Schwierigkeiten haben, ihre täglichen Finanzen zu verwalten, und die Zahl der verschuldeten oder sogar überschuldeten Haushalte wird wahrscheinlich steigen.

Finanzministerin Yuriko Backes betonte: ” Finanzbildung ist etwas Lebendiges, das sich mit den Veränderungen in unseren Volkswirtschaften und im finanziellen Umfeld weiterentwickeln muss. So müssen digitale und nachhaltige Finanzen, aber auch die IT-Sicherheit heute integraler Bestandteil unserer Bemühungen im Bereich der Finanzbildung sein. Besser gebildete Bürger sind vor allem Bürger, die über die notwendigen Instrumente verfügen, um verantwortungsbewusster und effizienter beim Aufbau einer gerechteren und nachhaltigeren Welt mitzuwirken.”

Eine verbesserungsfähige Situation in Luxemburg

Um eine Bestandsaufnahme zu machen und zu unterstreichen, wie wichtig es ist, die Anstrengungen im Bereich der Finanzbildung zu verstärken, beauftragten die ABBL-Stiftung und die CSSF das Institut ILRES mit der Durchführung einer Studie über Kenntnisse, Verhaltensweisen und Einstellungen im Bereich des Finanzwesens. Diese Studie, die auf der Grundlage eines OECD-Fragebogens durchgeführt wurde, lieferte einen ersten Befund.

Während das Gesamtniveau des Finanzwissens der in Luxemburg ansässigen Personen eher hoch ist und über dem Durchschnitt, der im Jahr 2020 befragten OECD-Länder liegt, gilt dies nicht für das Finanzverhalten oder die Finanzeinstellungen. In der Altersgruppe der unter 30-Jährigen sind die Werte noch schlechter. Laut Claude Marx, Generaldirektor der CSSF: “In einer unsicheren, digitalen und zunehmend komplexen Welt ist Finanzbildung von grundlegender Bedeutung, um unsere Kinder zu sachkundigen und verantwortungsbewussten Bürgern zu machen.”

Überarbeitung der nationalen Strategie zur Vermittlung von Finanzwissen

Da die CSSF mit der Aufgabe betraut wurde, die Politik im Bereich der Finanzbildung zu koordinieren, entwickelte sie 2015 eine nationale Strategie für die Finanzbildung. Derzeit wird an einer Aktualisierung gearbeitet, um den Entwicklungen der letzten Jahre Rechnung zu tragen und die Strategie an die neuen Gegebenheiten anzupassen.

Die Aktualisierung der nationalen Strategie bezieht sich außerdem auf den Rahmen für Finanzkompetenzen für Erwachsene, der von der Europäischen Kommission und dem OECD International Network for Financial Education (INFE) festgelegt und 2022 veröffentlicht wurde. Ziel dieses Rahmens ist es, ein gemeinsames Verständnis von Finanzkompetenz in den Mitgliedstaaten zu fördern, eine Grundlage für einen koordinierten Ansatz zwischen politischen Entscheidungsträgern zu bieten und letztendlich die Finanzkompetenz der Bürger zu verbessern.

Neue Säulen werden in die neue Version der Strategie aufgenommen: Cyberkriminalität, Kryptowährungen, Vorbereitung auf den Ruhestand und nachhaltige Finanzen. Die Autoren formulieren außerdem eine Reihe von Empfehlungen, darunter die Einführung von Finanzbildung in die Lehrpläne der Grund- und Sekundarschulen.

Das Interesse an einem solchen Ansatz wird im Übrigen von den Betroffenen selbst, nämlich den Jugendlichen, hervorgehoben. In einer Umfrage, die die ABBL-Stiftung im Vorfeld der Konferenz unter 667 Schülern im Alter von 14 bis 20 Jahren durchführte, waren 87,6 % der Befragten der Meinung, dass Finanzwissen in der Schule vermittelt werden sollte.

Link: Artikel Paperjam – Culture financière insuffisante et gestion budgétaire désinvolte.