Virtual Ring the bell for Financial Literacy

Beitrag von Claude Marx, Generaldirektor der CSSF, anlässlich eines Webinars organisiert von der Luxemburger Börse im Rahmen der World Investor Week.

Zweifellos gibt es auch in Luxemburg einen großen Bedarf an Investorenausbildung. Ich würde drei Ebenen unterscheiden:

Erstens, die Ebene der Grundkenntnisse. Internationale Studien und Untersuchungen der BCL haben gezeigt, dass die allgemeine Finanzbildung in unserem Land mit seinem hoch entwickelten Finanzzentrum verbesserungsfähig ist.

Die Finanzausbildung beginnt bereits in der Grundschule im Alter von 10 bis 11 Jahren. Sie setzt sich bei jungen Erwachsenen und Erwachsenen fort, bei welchen die Prävention vor Überschuldung das zentrale Thema darstellt. Vor dem Hintergrund von Schließungen von Bankfilialen und der geringeren Verfügbarkeit von persönlichem Service, besteht auch die Notwendigkeit, ältere Menschen zu unterstützen, um z.B. zu vermeiden, dass diese von Neuerungen wie dem Online-Banking ausgeschlossen werden.

Es gibt bereits verschiedene Initiativen, wie z.B. eine spezielle Website, Schulklassen, die während der Global Money Week besucht werden, Budget-Tools auf Mobiltelefonen und Tablets, Lernspiele über Facebook-Messenger und andere.

Die zweite Ebene der Finanzbildung betrifft Investitionen. Hier haben wir sowohl in Luxemburg als auch in der EU noch einen langen Weg vor uns. Um Ihnen ein Beispiel zu geben: In Luxemburg werden derzeit 47% der Ersparnisse in Bargeld angelegt, verglichen mit 33% in der EU 27 und 13% in den USA. Die Situation hat sich in den letzten drei Jahren nicht weiterentwickelt. Die Beteiligung der Menschen an Aktien- und Anleihemärkten, direkt oder über Fonds, ist nicht nur unter Renditegesichtspunkten wichtig, sondern trägt im Rahmen der Kapitalmarktunion auch zu einer angemessenen Finanzierung kleinerer und mittlere Unternehmen bei.

Daneben gibt es hier noch die dritte Ebene, welche relativ neu ist. Hierbei handelt es sich um die Erziehung zur Nachhaltigkeit und insbesondere zur nachhaltigen Finanzierung. Hier kann die oben erwähnte Schwäche tatsächlich eine Chance sein: Da wir die Menschen anregen wollen mehr zu investieren, sollten wir sie auch so ausbilden, dass sie auf nachhaltige Weise investieren, was wiederum dazu beiträgt, den ehrgeizigen Green Deal der EU zu erreichen.

Hier ist Bildung auf allen Ebenen notwendig, bei den Finanzdienstleistern, aber auch bei den Verbrauchern. Für Finanzdienstleister könnte sie zur Pflicht werden, ähnlich wie die MiFID-Schulung. Wir könnten tatsächlich beides kombinieren. Aber wir sollten die Verbraucher nicht vergessen. Ich gratuliere der Luxembourg Stock Exchange, die LGX Academy ins Leben gerufen zu haben, welche ein großartiges Element darstellt.